Der Barranko im Valle Gran Rey 22.09.2014

Mittlerweile sind wir fast einen Monat auf Gomera und erwarten gespannt unser bald beginnendes praktisches Auslands-Semester.

Rückblickend kann man sagen, dass es eine gute Idee war, erst einmal hier anzukommen und einen Monat lang "Urlaub" zu machen. Den deutschen Druck, die Prüfungen, die Ausarbeitungen unseres Studiums, das  Wohnung auflösen und das ständige Checken des Mailaccounts endlich hinter sich zu lassen.

Wir waren schwimmen im Atlantik, wandern im Lorbeerwald und haben uns die Insel grob von Norden, Süden, Osten bis in den Westen angeschaut.

Unter anderem waren wir natürlich auch auf dem höchsten Punkt von La Gomera, dem Garajonay (1487 Meter)(Wikipedia Sep. 2014)(Bild rechts zeigt die Aussicht auf Teneriffa von dort aus)

Wir haben uns auch eine kleine Unterkunft an unserem baldigen Praktikumsplatz besogrt.

Dort hatten wir das Glück, dass ein kleines Haus in Lo Del Gato zum Verkauf steht und die deutsch-gomerianische Familie uns diese Unterkunft für studentenfreundliche Unkosten überlässt.

Somit haben wir im ersten Monat alles in Ruhe vorbereitet, was das nächste halbe Jahr auf uns zukommt.

Komplett untätig sind wir neben unseren Vorbereitungen und dem Beine hochlegen dann doch nicht geblieben.

Schon bei der Ankunft im Valle Gran Rey ist uns eine, aus unserer Sicht, herbe "Bausünde" aufgefallen...

Das liebe Damen und Herren ist ein Abwasserkanal,

oder auch Barranko(Bild rechts, Bick den Baranko hinauf).

Kurz die direkt zu erfahrenden Fakten zu diesem Stein und Betonungetüm.

Preis: 6.999.681,90 € also knappe 7 Mio. €

Baubeginn: August 2011

"Fertigstellung" : März 2014

Länge: ca. 1 km

Das ist zumindest die Aussage der großen Tafel die neben dem Barranko steht.

Für alle die es nicht wissen sollten warum uns dieser Bau so verwundert hat. Die Kanarischen Inseln (viele davon) haben ein Wasserproblem. Das bedeutet das an verschiedenen Stellen zu viel verbraucht wird und darum z.T. Wasser via Tankschiff herangeschafft werden muss.

Gomera soll allerdings noch kein Wasserproblem haben.

Trotzdem irritiert es wenn man auf eine Insel kommt und sieht das es dort mehrere Anlagen (wir haben bereits eine weitere solche Anlage im trockendsten Tal im Süden der Insel gefunden) gibt die kostbares Regenwasser anstatt es aufzufangen und für z.B. die Vegetation zu nutzen direkt in den atlantischen Ozean leiten.

Wir haben uns darum entschlossen mal ein wenig mehr über dieses Bauwerk im Valle Gran Rey in Erfahrung zu bringen und uns umgehört.

Dabei haben wir folgende Gerüchte gehört:

 

Erstens wurden die Einwohner nicht gefragt, ob sie dieses Bauwerk überhaupt befürworten(Bild rechts der Barranko mit Blick auf den Abfluss zum Atlantischen Ozean).

 

Zweitens soll die Baufirma, die den Bau ausführte pleite gegangen sein bzw. es sollt kein Geld mehr für den Bau vorhanden gewesen sein. Das Barranko wurde somit nicht vollständig fertiggestellt und wird dadurch im Laufe der Zeit bei stärkeren Regenfällen Schaden nehmen.

 

Drittens soll die Baufirma keine Finanzmittel mehr haben, weil das zur Verfügung gestellte Geld in ominösen "Kanälen" verschwunden sein soll.

 

Viertens sollen solche Regenwasserkanäle bereits auf Teneriffa und in der Schweiz gebaut worden sein. Da allerdings die Fließgeschwindigkeit des Wassers zu hoch ist, werden diese Anlagen dort mittlerweile wieder zurückgebaut.

 

Was man darüber jetzt denken soll, zumal dies alles nur Gerüchte sind, sei dahingestellt. Was wir aber aus all unseren Gesprächen darüber mitgenommen haben, ist dass definitiv Unmut über dieses Bauwerk besteht und die Leute es im besten Fall als Schildbürgerstreich betrachten.

 

Ein kleines Gedankenspiel unsererseits:

Gomera hat ca. 20000 Einwohner. Hätte man die rund 7 Mio. € nun auf alle Einwohner aufgeteil, wären das ca. 350 € pro Person.

Damit könnte jede Person mit einer kleinen Solaranlage versorgt werden + einem Speichermodul.

In anbetracht der Tatsache, dass Gomera aktuell über ein Ölkraftwerk mit Strom versorgt wird, wäre das eigentlich eine gute Idee gewesen.

Dinge die man mit 7 Mio € ansonsten noch auf der Insel hätte erreichen könnte, außer wertvolles Süßwasser in den Atlantik zu leiten, gibt es sicherlich genügend.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0